Kleine Kartenkunde

 

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Die Südhalbkugel

Tja, da reise ich einmal außerhalb von Europa, und dann muss es gleich die andere Seite der Erde sein. Von dem Zwischenstopp in Singapur sehen wir mal ab. Dort werde ich ohnehin noch mal zurückkehren und mir das etwas ausgiebiger anschauen, denn auf meinem Rückflug habe ich einen Stop-over dort. Eigentlich dachte ich ja, dass es irgendwie etwas besonderes ist, über den Äquator zu fliegen. Zumindest weiß ich von den Äquator-Taufen auf den Schiffen. Da wird man mit komischen schleimigen Sachen und übel riechenden Flüssigkeiten überhäuft, wenn man zum ersten Mal in seinem Leben den Äquator überquert. Nicht dass ich auf so etwas scharf gewesen wäre, aber es wäre doch schon irgendwie nett gewesen, wenn der Pilot eine kleine Durchsage gemacht hätte, nur um ein paar Durchschnittstouristen (und mir natürlich) eine völlig belanglose Freude zu bereiten. Es gibt ja schon ein paar Unterschiede, wenn man auf die andere Seite jenseits des Äquators reist.
Das Wichtigste zuerst: Wer die Frage beantwortet haben möchte, in welche Richtung sich der Abflussstrudel dreht, muss mir leider erstmal sagen, wie das auf der Nordhalbkugel abläuft. Ich habe leider vergessen mir die Richtung zu merken. Und, ach ja: Nein, man hat nicht das Gefühl, als würde man auf dem Kopf stehen, nicht eine Sekunde. Genauso wenig schaut man oder zeigt man zum Boden, wenn man über die Heimat erzählt. Auch hier fällt alles nach unten und nicht nach oben.

Weitaus verwirrender ist allerdings die Sache mit den Jahreszeiten. In der Theorie ist das ja alles klar: Sommer ist hier einfach sechs Monate später. Aber irgendwie kann ich mich halt nicht damit abfinden, dass Mai, Juni, Juli hier nasskaltes Wetter ist, und dass ich im Februar im Meer schwimmen war. Vermutlich werde ich spätestens dann völlig wahnsinnig, wenn hier Weihnachten gefeiert wird. Man hat ihr ebenfalls einen rot-weißen Coca-Cola Santa Claus, aber da am 24. Dezember hier um die 35°C herrschen, hat der eben manchmal auch rotweiße Shorts an, und bringt die Geschenke zur Grillparty an den Strand... Kein Spaß, neulich haben wir in Spanisch über genau dieses Thema (Feiertage, oben und unten) gesprochen, und hier wird Weihnachten am Strand gefeiert. Irgendwie cool, aber Bing Crosbys "White Christmas" sollte wohl besser umgeschrieben werden: Reggae-Rhythmus, Steel drum, und ein Marley-Verschnitt singt: "I'm dreaming of these white beaches..."

Absolut abgefahren war die Diskussion mit einem Jurastudenten, über das Problem, wo hier die Sonne im Zenit steht.  Ich konnte ihn erst mittels Orange und Stift überzeugen, dass die Sonne um 12:00 Uhr tatsächlich im Norden steht. Die Theorie ist ja auch wieder völlig klar, aber trotz aller Klugscheißerei, hab ich hier auch kein wirkliches Gefühl für den Süden, was in einem Blocksystem wie in der Stadt Adelaide fatal enden kann. Ich ertappe mich auch immer wieder dabei, Süden und Mittagssonne gleichzusetzen, und dann radelt man eben, wenn man sich nicht auskennt, aber einen Plan im Kopf hat, eine halbe Stunde in die falsche Richtung. Irgendwann überkommt einen ein unbehagliches Gefühl, ob man hier richtig ist, und das bleibt solange, bis man einen Passanten nach dem Weg fragt, und der dann in die komplett andere Richtung zeigt. Dann weicht das unbehagliche Gefühl einer unerträglichen Peinlichkeit, wenn man merkt, dass man vermutlich ein noch viel dümmeres Gesicht macht, als der Passant.

 

Discounts - Bargains - Vouchers

Zu einer bemerkenswerten Errungenschaften der freien Marktwirtschaft gehört zweifelsfrei die freie Preisbildung. In manchen Volkswirtschaften hat man aber dennoch immer wieder das Gefühl, man bezahlt mehr als das Produkt eigentlich kosten dürfte. Dass kommt einfach daher, dass in vielen Preisen ein Rabattaufschlag steckt. Jaja, ein Rabattaufschlag. Einfachstes Beispiel: Der CD-Laden. An unserer Uni gibt es einen Laden, der Studenten 10% Rabatt gewährt. Fair enough, denkt man sich da. Allerdings kostet eine CD in einem normalen Laden 19,90 AUD. Im Uniladen hingegen legt man 22,45 AUD hin, und freut sich dass man im Endeffekt ja seinen Studirabatt bekommt, also nur grob 20,25 zahlt. Nun gut, hier sitzt man einfach einem Irrtum auf. Ansonsten gibt es hier auch eine subtilere Methode, Geld zu machen.

Das Zauberwort ist: "Buy one, get one free!". Erfolgreich eingesetzt bei den hiesigen Kinokassen. An sich lohnt sich der Spaß eben nur, wenn man zu zweit ins Kino geht. Gut, wer geht schon gerne alleine ins Kino. Na ja, man verabredet sich, und schaut auch drauf, dass man eine gerade Anzahl an Leuten dabei hat, damit man pärchenweise den Rabatt mitnimmt. Sagt einer kurzfristigen ab, und das kommt ja schon mal vor, steht man vor einem Problem. Da freut sich aber zumindest der Kinobesitzer über jede Karte, die nicht als Discount über die Theke geht.

Eine andere Methode ist das Verteilen von kleinen Kärtchen, die einem irgendein Sonderangebot sichern. McDonalds-Menüs, Pizza, Sushi, Büchergutscheine, alles für weniger Geld. Oder eben diese schrecklichen Sammelkarten, die einem den zehnten Kaffee spendieren. An sich lebt man ab einem gewissen Zeitpunkt nur noch von diesen Kärtchen. Das ist wie Geld. Letzten Endes hat sich also das Modell der Lebensmittelmarke doch durchgesetzt, abgesehen davon, dass man immer noch eine Menge Geld braucht, um den Vorzug, billiger zu konsumieren, zu bezahlen. Im Endeffekt ist der Geldbeutel richtig voll. Leider jedoch nicht mit gespartem Bargeld, denn das musste man doch noch ausgeben, um wieder mehr Platz für die ganzen anderen Marken zu haben, oder um eines dieser Rabattmarkenheftchen zu kaufen, da im Geldbeutel wirklich kein Platz mehr ist.

Ohnehin ist es so, dass der Rabatt, die Ermäßigung, das Sonderangebot ja eigentlich nicht dem Käufer nutzen soll, sondern nur dem Käufer vorgaukelt, dass dieses Produkt auf jeden Fall nicht mehr billiger, sondern nur noch teurer werden kann. Daher wird der unentschlossene Käufer schneller zum Geldbeutel greifen, und der bereits willige Käufer darf sich darüber freuen, dass er ein unglaubliches Schnäppchen gemacht hat. Somit wird also jeder Verkäufer in irgendeiner Weise einen Rabatt anbieten, um die Konsumenten auf seine Seite zu ziehen, mit anderen Worten: Verkäufe OHNE Rabatt sind äußerst selten. Derjenige, der also ein Produkt ohne Rabatt kauft, ist somit herzlich blöde, weil er einem Wucher aufsitzt. Aber dumme Leute sterben eben leider nicht aus. Und das ist dann auch wohl der Punkt, warum das ganze hier mit so wunderbar gut funktioniert...

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