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Fernsehprogramm
Nun ja, die Anschaffung eines Fernsehers hat sich
ja bereits durchaus bezahlt gemacht, dass am meine dänische Mitbewohnerin
Kristine gestern heulend vorm Fernseher saß. Es war nämlich Hochzeit in
Dänemark. Der dänische Kronprinz Frederik hat ein tasmanisches Landei zur
Frau genommen. hier ist man natürlich aus dem Häuschen und titelt in allen
Gazetten mit "Die erste australische Prinzessin!" Sie haben ja recht... Auch
im Fernsehen gibt es ein Riesentrara. Jeden Abend wir um halb sieben ein
Hochzeits - Special gezeigt: Hauptsächlich irgendwelche hochromantischen bis
kitschigen Zeitlupenbilder vom Pärchen beim reiten, im Park schlendern,
schmusen und sehr oft beim winken. Naja, ich hätte das ja nicht schauen
müssen, aber um sechs kommen hier immer die "Simpsons" und wenn man schon
mal seinen Arsch breitgesessen hat, dann nimmt man eben auch die
australische Variante von "Royals today" in Kauf. mich wundert ja nur, das
man als Australien immer noch so eine Sympathie für die Monarchie hat, wenn
doch in jedem Staat ein königlich-britischer Gouverneur sitzt, der, wenn er
denn mal Lust hat, das Parlament auflösen kann.
Allerdings habe ich letzte Woche dann wohl das
skurrilste überhaupt anschauen dürfen. Ich wusste ja, dass die hier einen
ausgeprägten hang zum Glücksspiel haben - die Oper in Sydney wurde innerhalb
von zwei Jahren nur mit Einnahmen aus der Glücksspielsteuer finanziert
(schlappe 37 mio $). Ich wusste auch dass man so genannte Kneipensportarten
auch mal im europäischen Fernsehen zeigt (Snooker, Billard und Dart auf
Eurosprt), aber das hat dann doch meinen Horizont gesprengt: "Latenight
Poker!". Der Name ist Programm, man schaut "echten Profis" beim Pokern zu.
Das läuft dann ungefähr so ab: Als ich eingeschaltet habe, saßen noch drei
Personen an einem Tisch für ca. neun Personen. Ein beleibter Franzose mit
stilechtem Mützchen und Anzug, ein Japaner, der keine Miene verzogen hat,
dafür aber Kettenraucher war und ein übergewichtiger Amerikaner aus Chicago (Tony "the
Tiger" Hitman - ich hab mich ja vor Lachen weggeschmissen), mit
Goldkettchen, Pomade in den wenigen Haaren und getönter Brille. Alle zusammen hätten
die wunderbar in einem "Dick Tracy" - Comic die verschiedenen Bösewichte
mimen können. Die Regeln habe ich auch schnell mitbekommen. Jeder erhält
zwei Karten, die auf eine Glasfläche gelegt werden, damit die Kamera auch
das Blatt zeigen kann. Dann verrenken sich alle, um ihre Karten gerade so
anzuheben, dass nur sie und nicht die anderen Mitspieler das Ergebnis sehen
können. Dann wird gesetzt, Karten werden nicht getauscht. Entweder man geht
mit und überbietet den Einsatz, oder man geht mit und unterbricht mit "call!".
Damit werden dann vom Groupier fünf Karten aufgedeckt, die dann das
Ergänzungsblatt für alle Mitspieler sind. Startet also ein Spieler mit einer
sieben und einem Buben und keine dieser Karten taucht auf, dann steht der
ganz schön schlecht da, weil andere mit diesen Karten ja eventuell Pärchen,
Straßen oder sonst was bilden können. Startet man mit einem As und es werden
bei keinem der anderen Mitspieler Pärchen gebildet gewinnt man diese Runde,
weil man eben das höchste Blatt hat. Das Spiel war eigentlich nicht gerade
interessant. Trotzdem war es unglaublich unterhaltsam, was die beiden
Kommentatoren von sich gegeben haben:
- "Er tut so als würde er bluffen, aber er hat ja
das As!"
- "Er ist der beste Cash-Spieler, den ich je
gesehen habe."
- "Großartiger Spielzug!!!" (Als hätte der
Spieler irgendeinen Einfluss auf das aufgedeckte "Full House")
- "Jetzt zieht er ihn aus bis auf das letzte
Hemd. John, was meinst du dazu?"
- "Er hat ein hervorragendes Timing." (Was auch
immer das aussagt...)
Unglaubliche Szenen spielten sich ab, als der
Franzose ausschied, und wutentbrannt den Tisch verließ, um später im
Interview (Interview nach dem Spiel!!!) über den Japaner zu lästern. Dieser
hat dann noch gewonnen, obwohl er in der vorletzten Runde noch bei nahezu "0
$" war. Aber der Hitman wollte eben noch mal alles setzen und hat dadurch
die Hälfte seiner Kohlen verspielt. Er hätte ihn einfach langsam ausbluten
müssen... Ich glaube ich wäre ein guter Kommentator. Zum Schluß bedankte
sich der Japaner noch bei uns allen für den Sieg und wünschte uns eine lange
Gesundheit. Großes Kino!!!
Ansonsten bleibt hier zum Fernsehen nur eins zu
sagen. Wenn man sich nicht den Luxus leistet und für "Foxtel"bezahlt, muss
man mit fünf Kanälen auskommen, die eigentlich nur Werbung zeigen. Ein Film
steht hier im Programm mit locker zwei Stunden drin, geht aber nur 90
Minuten... (hmmm, fehlt da nicht ne halbe Stunde? Simpsons werden dreimal
unterbrochen und gehen länger als eine halbe Stunde. Aber das Schlimmste ist
eigentlich, dass die Werbung hier auch noch ganz ganz arg schlimm ist. Hin
und wieder kann man nämlich den Möbelverkäufer von nebenan im Fernsehen
sehen, wie er Teppiche für NUR!!! 499 $ anpreist ("fourninetynine! ABSOLUTE
BARGAIN!!!). Eine Werbung arbeitet sogar mit einem ausgeprägten Patriotismus
und wiederholt immer wieder zwischen den Preisen: "AUSSIE! AUSSIE! AUSSIE!"
es wird pflichtschuldigst mit "OI! OI! OI!" geantwortet. man stelle sich mal
vor wir machen sowas in Deutschland: "Sonderangebot: Eiche rustikal für nur
79,90! DEUTSCH! DEUTSCH! DEUTSCH! - OI! OI! OI!" Ich glaube nicht, dass
diese Werbung auch nur einen Kunden überzeugt...
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