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Tim Tam
An dieser Stelle muss ich wirklich mal eine Lanze
für den lieben Herrn Arnott brechen, denn er hat mir hier bisher eine der
größten Freuden bereitet. Dass diese Freude so einen nachhaltigen Eindruck
bei mir hinterlassen hat, muss wohl daran liegen, dass sie aus einer
ziemlich alltäglichen Situation heraus entstanden ist, die dann ganz
überraschenderweise unheimlich eingeschlagen hat. Zum Kern: Es handelt sich
bei William Arnott um den Gründer ARNOTTS BISCUITS LIMITED, die Kekse
herstellen. Glaubt man der Homepage, handelt es sich hierbei um ein Stück
australische Kultur. Nun gut, die erste Form der Firma wurde in 1875
gegründet und ist somit sogar älter als der Staat Australien. Zudem sorgt
Arnotts dafür, dass rund 97% aller australischer Haushalte was zum Naschen
haben. Die Produktpalette ist darüber hinaus beeindruckend breit. Ein
Produkt sei aber ausdrücklich erwähnt: Tim Tams.

Tim Tams besteht aus zwei braunen Kekslagen und
einer Schokoladenfüllung, ähnlich wie bei der Prinzenrolle. Das Ganze wird
zudem mit Milchschokolade umhüllt, und fertig ist eine ziemlich
kalorienreiche Versuchung. So weit, so gut. Das alles klingt ja nicht
wahnsinnig spektakulär. Was ein Tim Tam allerdings wirklich besonders macht,
ist die richtige Technik des Verzehrs. Diesen Keks serviert man zum Kaffee.
Man nimmt sich einen Keks und beißt jeweils ein wenig von den zwei
gegenüberliegenden Ecken ab. Danach nimmt man das Ding in den Mund und saugt
seinen Kaffe wie bei einem Strohhalm durch den Keks, was die Füllung in der
Mitte auflöst. Das Ganze geht für ca. fünf Sekunden gut, dann fängt der Keks
an, aufzuweichen, und durch den heißen Kaffe fängt auch die äußere
Schokoladenhülle an zu schmelzen. Alles in allem wird das eine ziemlich
instabile Geschichte. Viele nehmen den Keks jetzt in die volle Hand, und
zerdrücken diesen Brei, um den dann anschließend aus der Hand zu schlabbern.
Ich gebe mich damit zufrieden, den kompletten Keks auf einmal im Mund
verschwinden zu lassen, um mir nicht komplett die Hände einzusauen. manchmal
sieht das dann so aus als würde ein Krokodil einen Fleischbrocken
verschlucken, weil es dabei ähnlich den Kopf in den Nacken wirft, und seine
Beute zwischen die Kiefer fallen lässt.
Nur an dieser Stelle sei kurz gesagt: Wer es selber nicht ausprobiert hat,
kommt nicht dahinter, wie gut das ist, und jeder der es probiert hat, schaut
danach wie ein kleines Kind, dass zum ersten Mal einen Christbaum sieht. Auf
jeden Fall ist das eine Sache, für die es sich lohnt, im Supermarkt auch mal
2,50 auszugeben. Ich bin mir nicht sicher, ob es Tim Tams (oder etwas
ähnliches) in Deutschland gibt - vielleicht im English Shop. Falls nicht,
muss ich mal schauen, wie ich hier einen kleinen Vorrat mit in die Heimat
nehmen kann.
Olympia 2004
...steht vor der Tür. am kommenden Samstag ist
die Eröffnungsfeier, und es beginnt wieder eine etwas harte Zeit, da mein
Mitbewohner Hans und ich uns ein paar Nächte um die Ohren schlagen müssen,
um zumindest ein paar abendliche Entscheidungen mitzubekommen. Wobei:
Hierzulande interessiert man sich allenfalls für zwei Sportarten:
Bahnradfahren und, na klar, Schwimmen. Waren beide Mannschaften bei den
letzten olympischen Spielen noch ziemlich erfolgreich, so kämpft man derzeit
mit der Glaubwürdigkeit. Ian Thorpe, Weltrekordhalter über 200m Freistil,
und absoluter Titelfavorit, hatte schon bei der Quali leichte
Startschwierigkeiten (Wir erinnern uns an. Das war der Typ, der vom
Startblock gefallen ist, wie ein nasser Sack), und die Bahnradmannschaft
muss sich gegen schwere Dopingvorwürfe wehren. Eine weitere große
Medaillenhoffnung bei den 400m Hürden der Damen, Jana Pittman laboriert noch
im Krankenhaus an einer Knieverletzung. Sie wird es wohl noch schaffen
teilzunehmen, aber für ein erfolgreiches Abschneiden sehen so ziemlich alle
schwarz.
Was allerdings bereits schon in der Vorberichtserstattung ziemlich auffällt,
ist die sehr selektive Wahrnehmung. Naja, auch in Deutschland konzentriert
man sich natürlich auf das Abschneiden der deutschen Athleten, aber dennoch
wird durchaus verstanden, dass die olympischen Spiele, aus mehr als Rudern,
Kanu und Dressurreiten bestehen. Hier habe ich wirklich den Eindruck, es
geht hier nur um die Schwimmer und die Radfahrer. Keine Frage, die genießen
sogar weltweit hohes Ansehen. Es war beispielsweise sehr hübsch mal wieder
das Sindelfinger Freibad in den News zu sehen, weil die australische
Schwimmmannschaft dort ihr Trainingslager hatte. Die Region war ja wohl auch
aus dem Häuschen. Mich wundert nur, dass da auf der anderen Seite der Welt
ein amerikanischer Schwimmer (Michael Phelbs) wartet, der vollmundig
ankündigt, dass "nur sechs Goldmedaillen" für ihn eine Enttäuschung wären.
Komischerweise wird der hier eigentlich so gut wie nicht wahrgenommen,
obwohl er ziemlich gute Ergebnisse in diesem Jahr vorzuweisen hat. Es
scheint fast so, als der Glaube an die Stärke der eigenen Athleten hier so
groß ist, dass alle Konkurrenten gnadenlos ignoriert werden. Das kann
eigentlich nur im großen Katzenjammer enden, wenn die hochgesteckten Ziele
nicht erreicht werden. Ganz nebenbei: Die holländischen Schimmer sind auch
nicht zu unterschätzen. Lassen wir uns überraschen...
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