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Alkohol
Nun ja, irgendwann müssen wir ja auch mal über
dieses Thema sprechen. Den Bierpreis hatten wir ja schon. Gehen wir aber mal
etwas ins Detail. Das liebe Bier ist hier etwas komplizierter. Vor der
Bestellung muss man sich erstmal klar werden, wie viel Bier man trinken
möchte. Die teilen hier die Einheiten etwas differenzierter ein als die
Deutschen (Nulldrei, Halbe, Maß). Ich habe schon mehr als sechs verschiedene
Biergrößen erkannt. Die nennen das aber dann nicht bei der Maßzahl, nein,
die haben da ganz lustige Namen für. Das kleinste Bier heißt Schooner (ca.
0,25), die größte Menge ist ein Pitcher, der ca. sieben bis acht Schoonern
entspricht. Die gebräuchlichste Biergröße ist ein Pint (ca. 0,4) und hat nix
mit dem englischen Pint zu tun. Das ist schon etwas größer. Dafür wird es
durchaus englisch eingeschenkt, das heißt Schaum wird abrasiert. Das
Schönste ist aber, dass die Namen von Staat zu Staat wechseln. Ansonsten ist
es hier auch so etwas tricky, wenn man die Regeln nicht kennt.
Regel Nr.1: Auch in den
Kneipen wird Bier nur "gekauft".
Das heißt ganz einfach, dass man kein Trinkgeld
gibt. man geht zum Tresen, bestellt ein Bier, zahlt passend und geht wieder
zu seinem Platz. Alkohol wird nur an bestimmten Plätzen verkauft. Kneipen
und Bottle shops sind der gebräuchlichste Platz dafür. Keiner würde auf die
Idee kommen, Im Bottle shop Trinkgeld zu geben, weil ich mir dort meinen
Alkohol nur abhole. Das heißt also, das ich weder dem Besitzer, noch dem
Bartender was extra zahle, nur weil er mir ein Bier verkauft.
Regel Nr. 2: Alkohol ist
verboten, wenn er auf der Straße gesehen werden kann. Der Bereich vor der
Bar gehört nicht zur Straße, sofern man auf einem Stuhl sitzt. Hä???
OK. Alkohol ist traditionellerweise in der Stadt
verboten. Allerdings hat man das Gesetz soweit gelockert, dass man Alkohol
in der Stadt, und das heißt in der Öffentlichkeit oder auf der Straße nicht
sehen darf. Folglich bekommt man beim Bierkauf im Shop immer die
obligatorische Papptüte dazu, selbst wenn man einen Rucksack dabei hat. Auf
öffentlichen Festen macht man aber eine Ausnahme. Das hat aber was damit zu
tun, ob es Eintritt kostet oder nicht... zu Hause oder in Kneipen ist das
alles kein Thema mehr. Was aber wenn Pub und Straße ein und derselbe Ort
sind? Also der Bürgersteig vorm Pub... Na ja, wenn man auf einem Stuhl
sitzt, geht das klar. Also, wenn man eine Bier innen kauft, darf man damit
raus, sofern man sich auf einen Stuhl setzt. Ich hab das alles gemacht, bis
auf die Sache mit dem Stuhl, und wurde gleich mal höflichst aufgefordert,
bitte wieder reinzugehen, oder mich zu setzen. Die Logik des "You need to be
seated, to drink.", verschließt sich mir aber noch bis heute...
Regel Nr.3: Lobe das
örtliche Bier und drehe es vor dem Öffnen.
Grundsätzlich: Ich habe hier noch nicht ein
FOSTERS gesehen!!! Hier in South Australia, v.a. in Adelaide gibt es einen
Grundsatz: "VB is shit! Westend Draught is shit! Drink Cooper's!" Mit
Cooper's Pale Ale erfährt hier einen ähnlich starken Lokalpatriotismus wie
dat jeliebte Kölsch... Folglich ist jedes andere Bier hier so beliebt wie
ein Alt in Köln. Doch Vorsicht! Trinkt man aus der Flasche, sollte man
darauf achten, dass die Hefe vorher aufgelöst wird. Nicht schütteln, das
machen nur dumme Leute... Die richtige Technik ist: Auf den Kopf stellen und
drehen.
Regel Nr. 4: Stay legal!
Das ist jetzt auch mal richtig ernst gemeint.
Hier wird das betrunken fahren weitaus härter verfolgt, als bei uns.
Außerdem kämpft Australien auch gegen den (Gewohnheits-) Alkoholismus an
sich. Deshalb hängen hier auch immer wieder diese Plaketten mit der
Standardmenge an Alkohol, die man so zu sich nehmen darf, ohne als streng
medizinischer Alkoholiker dazustehen. Trunkenheit in der Öffentlichkeit ist
zwar noch ein Kavaliersdelikt, das ändert sich aber ganz schnell, wenn man
nicht brav bleibt.
Probleme...
Keine Angst, das ist jetzt kein Gejammer über
meine Schwierigkeiten hier Fuß zu fassen, kein "Ich hab ja sooo
Heimweh..."-Roman, keine Meckerei über den Kaiserschmarren im deutschen
Restaurant. Nee, hier geht's einfach mal darum, wie man hier Probleme löst.
Das geht ganz einfach mit der einzigen Philosophie aus der alle
australischen Handlungen abgeleitet werden:
"No
worries, mate!"
Den Spruch benutzen die hier so ziemlich überall,
und die Bedeutung geht von "Danke" über "Geht klar." bis "Entschuldigung..."
Grundsätzlich kann man es aber mal grob mit "Mach dich locker, Mann!"
übersetzen (wörtlich: "Keine Sorgen, Mann!" Das trifft aber nicht ganz den
Inhalt). Im Prinzip ist es das "Hakuna Matata!" des Outbacks. Nun ja, in
Verbindung mit einer ausgeprägten Leidenschaft für die Dienstleitung gewöhnt
sich der gewöhnliche Australier eine Haltung an, die im allgemeinen als
"laid back" bezeichnet wird, sobald er mit einem Problem konfrontiert wird.
Im Normalfall gibt es nämlich immer jemanden, der einem aus der Patsche
hilft. Manchmal auch deutsche Studenten. Neulich hat mich in der
Fußgängerzone ein Businessman um nen Dollar angehauen, damit er mit dem Bus
nach Hause fahren kann. Der Kerl hatte ein Vorstellungsgespräch und hatte
vor lauter Aufregung seinen Geldbeutel vergessen...
Meine Probleme werden auch ständig von anderen Personen geklärt. Das ist
zuweilen schon ganz hilfreich, wenn es darum geht, endlich mal einen
Telefonanschluss zu bekommen, andererseits kommt man sich sehr unmündig vor,
wenn man eine ältere Dame nach dem Weg fragt, und die einem gleich den
ganzen Stadtplan anmalt, damit man zwei Blocks weiter einen Bus nimmt und
für drei Stationen sitzen bleiben soll... Das ist eben diese vielgelobte
Hilfsbereitschaft. Man gewöhnt sich dann schon sehr schnell an diese Art von
Service. Unangenehmer Nebeneffekt: Wenn es mal nicht auf diese Art
funktioniert, kann man ganz schön unsanft landen. Mein kaputtes Fahrrad, das
ich zwei Wochen lang gefahren habe, ist jetzt bereits seit drei Wochen in
der "Werkstatt". Bisher habe ich noch keinen Anruf bekommen, dass es
demnächst mal fertig wird. Wenn ich in zwei Wochen wieder von meinem
"Sydneyausflug" nach Hause komme, will ich das Ding wieder haben, sonst muss
ich wohl mal die Dame am Empfang für etwas anschreien, wofür sie überhaupt
nix kann. Allerdings hätte auch sie einen Fön verdient, da sie beim ersten
Mal, als ich mein Fahrrad abholen wollte, das aber nicht da war, keinen Piep
eines "Es tut uns leid. Danke für ihr Verständnis..." herausgebracht hat.
Das passt dann halt überhaupt nicht ins Bild...
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