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Mittagspause
In Sydney ist es mir besonders aufgefallen, und
seitdem überkommt mich immer wieder der selbe Gedanke wenn ich es sehe: "Wie
können die nur in dieser Atmosphäre essen?!!" Die Rede ist von so genannten
food courts. Eigentlich hat jedes größere Kaufhaus einen Bereich, der nur
einer Sache dient: Schnelle, effiziente, billige Verfütterung von
internationalen Köstlichkeiten. Das Prinzip ist immer gleich. In der Mitte
hat man ewig lange Tischreihen, an denen mehrere hundert Leute einen Platz
finden. Aussen herum findet man alles, was das Fast-food-verfettete Herz
begehrt. Hier ist es auch überhaupt kein Problem, dass ein McDonalds neben
einem Hungry Jack's (austrl. Burger King) steht, da ja sowieso noch Kentucky
Fried Chicken, Subway's, Red Rooster, Pizza Hut, Pancake house, Salad box, Noodle King und
Boost da sind. Dazwischen können sich auch immer wieder ein paar unabhängige
Selbständige klemmen, die hauptsächlich asiatische Kost anbieten, aber mit
etwas Glück findet man auch einen Pretzel-Stand (ja, die meinen Brezeln)
oder feinste europäische Küche... Die Qualität des Essens will ich überhaupt
nicht beurteilen, schließlich bin ich kein Koch. Ich vermute auch, dass
dieser Essensstand für viele Menschen die Basis für eine Existenz ist, und
daher gibt es ohnehin keine Kritik an der Qualität ihres Angebots, denn der
Job ist hart genug. Ab halb zwölf ist in diesen
Futterhöfen nämlich die wahre Hölle los. Der große Vorteil, den ich auch gut und
gerne einsehe ist nämlich, dass man mit mehreren Geschäftskollegen in die
Mittagspause gehen kann, und jeder sich das zum essen holen kann, was er
denn gerade mag. Man ist ja nicht an ein Restaurant gebunden, sondern kann
innerhalb von 20 Metern eine kulinarische Weltreise machen: Döner, Pasta,
Ente süß-sauer, Krabbenbrötchen und Chili con carne. Somit versammeln sich
sämtliche Büroangestellten aus dem näheren Umkreis in diesem Food court. Da man in diesen
Futterhof meistens auch von oben reinschauen kann, hat man in der
Mittagspause eine unglaubliche Unterhaltung: In der Mitte sitzen die Leute
eng gedrängt an ihren Tischen, futtern und produzieren eine Menge
Plastikmüll. Drum herum befinden sich sämtliche Theken der einzelnen
Anbieter und dazwischen wuselt es nur so von Menschen, die von einem Stand
zum nächsten laufen, das Essen betrachten, den Preis betrachten, und wieder
weiterlaufen. Die anderen versuchen entweder aus diesem Strudel zu ihrem
Platz zu kommen, oder einen Mülleimer zu erreichen. Das kann dann schon mal
spannend werden, wenn einer eine Suppe oder ein offenes Getränk bestellt
hat.
Trotz allem war ich selber dort erst einmal wirklich essen. Ich hatte zwar
ein paar Probleme bei der Unterscheidung zwischen Essen und Besteck, es war
irgendwie beides aus Plastik. Ups, jetzt hab ich ja doch die Qualität
kritisiert. Na egal, es geht mir so oder so um was anderes: Ich fühlte
mich einfach außer Stande, inmitten eines riesigen Lärms, umringt von
Unmengen von Leuten, mein Essen zu genießen, selbst wenn es wirklich gut
gewesen wäre. Neben dem normalen Geräuschpegel in einer Großkantine hat man
immer wieder die Verkäufer, die die Leute anschreien, ob sie denn nicht bei
ihnen was zu essen kaufen wollen. Selbst in der Mensa daheim geht es
weitaus gemütlicher zu. Ich ziehe es mittlerweile vor, lieber bis zum
Nachmittag zu warten, um dann selber zu kochen. Soviel Zeit muss sein.
Kaffeepause
Nun ja, bei einer Sache lassen sie sich aber
dennoch wirklich Zeit, und das lohnt sich auch. Und ich habe daran auch
wirklich Gefallen gefunden: Der Kaffee. Zwischen diesen ganzen
Fastfoodständen findet man immer wieder ein Starbucks oder ein Hudson's
Coffee. Es ist natürlich etwas ungewöhnlich, wenn man als Europäer einen
frisch gebrühten Kaffee als etwas besonderes betrachten muss, aber hier legt
man einen großen Wert darauf, dass der Laden WIRKLICH GUTEN, FRISCHEN KAFFEE
AUS DER GANZEN BOHNE anbietet. Diese Läden haben sich sogar derartig auf
frischen Kaffee spezialisiert, dass man dort auch nichts anderes bekommt.
Dafür gibt es aber Kaffee in allen Variationen. Welche Bohne aus welchem
Land darf es denn sein? Flavoured oder nicht? Welche Milch? Wie muss
die geschäumt sein? Eiskaffe mit Eiswürfeln, crushed Ice oder eben doch
lieber Vanilleeis? Sahne? Zucker oder Süßstoff? Und überhaupt mit oder ohne
Koffein? Ok, der aufmerksame Leser wird natürlich sofort fragen, wie man aus
einer Bohne beim mahlen das Koffein entfernt. Ich hab gesehen, wie die auch
mal so ein Instantpulver benutzt haben... Oder war das nur das Amarettoaroma?
Wie auch immer, mir gefällt das. Wenn man einen Kaffe trinken gehen will, dauert
die Zubereitung in deutschland definitiv länger, hier läuft das dann eher
wie in diesen Fast food Läden ab, aber man weiß, dass man
sich darauf freuen kann. Somit hat das ganze eine viel gemütlichere
Atmosphäre als McDonalds. Kaffee ist hier wirklich noch etwas besonderes, und das wird dann noch
etwas zelebriert, ähnlich wie in diesen Wiener Kaffeehäusern. Nur läuft das
etwas hipper und poppiger ab als im verschlafenen Österreich. Die
Bedienungen tragen alle diese Uniformen, oft mit einheitlicher sportlicher
Baseballkappe. Statt einem Tischgeiger hat man dafür Chillout-Musik aus der
Konserve. Zeitungen haben sie nach wie vor, aber bald wird man per Wireless
LAN seine Emails abfragen und im Internet surfen. Aber das W<<ichtigste ist:
Der Kaffee schmeckt dazu auch noch wirklich gut. Ich bin zwar noch nicht
ganz auf den Geschmack gekommen, wirklich ausgefallene Sachen zu bestellen -
ich bestelle häufig einen einfachen schwarzen Kaffee oder einen Cappuccino -
aber irgendwann gönne ich mir mal einen "brazilian blend, low fat milk foam,
amaretto & cinnamonn".
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