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Great Ocean RoadHab meinen Wagen voll geladen mit sechs anderen
Deutschen und ab in den Süden. Wir haben uns zwei Mietwagen geschnappt um
über die Great Ocean Road nach Melbourne zu gelangen. Auf dem Weg haben wir
unterwegs in Mount Gambier im Gefängnis übernachtet. "The Jail" war
tatsächlich mal ein Gefängnis, wurde nachdem es ausgedient hatte zu einem
Backpackers umgebaut. Schön war es nicht, aber hin und wieder ist man
einfach froh, dass man ein Bett hat. Ausgerechnet am nächsten morgen mussten
wir sehr früh raus um wirklich viel Zeit für die Great Ocean Road zu haben.
Daher hatten wir auch eine eigentümlich ungemütliche Atmosphäre im
Gefängnishof, den wir auf dem Weg zur Dusche überqueren mussten. Alles war
noch grau und verdammt kühl. So fühlt man sich also als Knacki. MelbourneMelbourne gilt ja als die Stadt, in der das Leben am lebenswertesten ist, laut einem Ranking, in dem alle fünf australischen Millionenstädte unter den ersten zehn zu finden sind... Lassen wir mal die Aussagekraft dieser Studie außer acht, könnte man das dennoch unterschreiben. Einerseits bietet Melbourne alles was eine Metropole haben muss (urbanes Flair, gut ausgebauter ÖPNV und alles, was man kaufen kann.) andererseits ist sie dann doch noch etwas verschlafen wie ein Vorstadtdorf, was hauptsächlich an einer Sache liegt, die man in Australien immer wieder trifft. Der viele Platz zum Bauen macht die Städte immer so ungemein weitläufig, dass man nie das Gefühl hat, es ist hier wirklich eng. So richtig deutlich wird einem dieser verschwenderische Baustil erst dann vor Augen geführt, wenn man einen Ausblick von den Rialto Towers riskiert. Vom höchsten Gebäude Melbournes hat man eine fantastische Aussicht und stellt fest, das die immer noch Bauland, sogar in der City haben, dennoch die Stadt bis fast an den Horizont reicht. Melbourne hat allerdings ein Problem. Sie ist nur die Nummer zwei, und war mal Nummer 1. Immer wieder muss sie den Vergleich mit Sydney erdulden, und leidet wohl unter einem kleinen Minderwertigkeitskomplex. Daher wird immer wieder besonders betont, dass man doch in vielen Bereichen die Nummer 1 sei: Finanzen, Sport, Kultur,... Ist auch alles richtig. Man bemüht sich hier schon die Stadt so angenehm wie möglich zu machen. Wo kann man als Student schon ein Museum vom Kaliber des Deutschen Museums in München umsonst besuchen? Welche andere Innenstadt außerhalb der Schweiz ist so sauber? Die Skyline ist auch in ihrer Schönheit unheimlich beeindruckend. Dennoch kann ich mir nicht helfen: Sydney hat aus irgendeinem Grund einen stärkeren Eindruck hinterlassen. Aber bitte, das ist Geschmackssache und sollte keinesfalls Melbourne angelastet werden. SydneyViele Australier mögen Sydney nicht. Warum? Zu
groß, zu laut, zu voll... Stimmt alles - tagsüber. Man merkt wirklich wie
voll die Stadt ist, wenn man durch diese Häuserschluchten zieht. Nachts ist
dann aber komischerweise tote Hose. Keine City, that never sleeps...
CanberraKommen wir zum absoluten Gegenteil zu diesen Metropolen: Canberra ist wirklich langweilig! Man hatte sich seinerzeit nach 1901 nicht auf eine wirkliche Hauptstadt einigen können, und nominierte interimshalber mal Melbourne. Allerdings war Sydney als größte Stadt natürlich beleidigt. Man einigte sich auf einen vorläufigen Kompromiss, dass die kleine Gemeinde Canberra ja fast genau in der Mitte zwischen diesen Städten liegt, man aber weiterhin diskutieren wollte... Einige Jahre später verkündete man dann, dass einem immer noch nichts schlaueres eingefallen war, als Canberra als Hauptstadt zu nehmen. Verschiedene Architektonische Vergewaltigungen wurden vorgenommen, um aus dieser Stadt eine Hauptstadt zu machen. So wurde die Stadt nicht im üblichen Blocksystem errichtet, sondern mit vielen kleinen Plätzen, von denen Straßen sternförmig zu vielen anderen kleinen Plätzen laufen... Quer durch die Stadt läuft ein künstlich angelegter See, in dessen Mitte eine 80 Meter hohe Fontäne steht. Man hat ein Riesentheater veranstaltet, nur um diese Stadt in irgendeiner Form interessant zu machen. Denn diese Stadt ist eigentlich nichts anderes als das Regierungsviertel in Berlin, mit dem kleinen Unterschied, das man es auf einer zehnmal so großen Fläche errichtet hat. Das ist architektonisch schwer beeindruckend, aber sobald das Licht ausgeht einfach nur noch schrecklich. Oder hat jemand schon mal den Satz "Komm, lass uns was bei der armenischen Botschaft trinken gehen." gehört? Eben nicht. Wir haben zwar eine Bar gefunden, die uns um halb elf (!!!) die letzte Runde gewährt hat, aber genau da war auch ein Typ, der uns in seinem Suff anbrüllte: "Canberra ist die langweiligste Stadt überhaupt. Die haben hier keine Ahnung, wie es in Sydney, Melbourne, Adelaide, Hobart... so abgeht. Und ich bin gezwungen hier zu leben!!!" Das sagt dann doch wohl alles... |