Die Boomerangküste

 

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Great Ocean Road

Hab meinen Wagen voll geladen mit sechs anderen Deutschen und ab in den Süden. Wir haben uns zwei Mietwagen geschnappt um über die Great Ocean Road nach Melbourne zu gelangen. Auf dem Weg haben wir unterwegs in Mount Gambier im Gefängnis übernachtet. "The Jail" war tatsächlich mal ein Gefängnis, wurde nachdem es ausgedient hatte zu einem Backpackers umgebaut. Schön war es nicht, aber hin und wieder ist man einfach froh, dass man ein Bett hat. Ausgerechnet am nächsten morgen mussten wir sehr früh raus um wirklich viel Zeit für die Great Ocean Road zu haben. Daher hatten wir auch eine eigentümlich ungemütliche Atmosphäre im Gefängnishof, den wir auf dem Weg zur Dusche überqueren mussten. Alles war noch grau und verdammt kühl. So fühlt man sich also als Knacki.
Dafür hat sich der restliche Tag umso mehr gelohnt. Vor allem mussten wir nicht wie die anderen Touris hetzen um von einem Aussichtspunkt zum nächsten zu kommen. Die eigentliche GOR ist nur ca. 160 Kilometer lang, wovon wiederum nur 80 Km an der Küste entlang führen. Dennoch haben wir für diesen interessanten Teil mehr als drei Stunden gebraucht, weil wir immer wieder mal links ranfahren mussten.
An sich gibt es da unheimlich viele ausgewaschene Gesteinsformationen zu betrachten, die vereinzelt im Küstenbereich stehen. Besonders spektakulär wird es dann im Bereich vor Apollo Bay. Da stehen dann die 12 Apostel. Die sind nun wirklich in jedem Reiseführer über Victoria abgebildet (So auch hier... siehe Fotos).
Allerdings kann man auch landeinwärts unheimlich viel anschauen. Ewig viele Wasserfälle, die zur Zeit nicht genügend Wasser führen, um wirklich spektakulär zu sein, Rainforest walks, usw... Für alles hatten wir wirklich keine Zeit. Dafür braucht man sicher noch eine kompletten Tag mehr. Daher auch mein Tipp: Wer sich das mal anschaut, sollte sich wirklich Zeit nehmen. Wir mussten leider weiter. Gegen Abend haben wir dann Melbourne erreicht.

Melbourne

Melbourne gilt ja als die Stadt, in der das Leben am lebenswertesten ist, laut einem Ranking, in dem alle fünf australischen Millionenstädte unter den ersten zehn zu finden sind... Lassen wir mal die Aussagekraft dieser Studie außer acht, könnte man das dennoch unterschreiben. Einerseits bietet Melbourne alles was eine Metropole haben muss (urbanes Flair, gut ausgebauter ÖPNV und alles, was man kaufen kann.) andererseits ist sie dann doch noch etwas verschlafen wie ein Vorstadtdorf, was hauptsächlich an einer Sache liegt, die man in Australien immer wieder trifft. Der viele Platz zum Bauen macht die Städte immer so ungemein weitläufig, dass man nie das Gefühl hat, es ist hier wirklich eng. So richtig deutlich wird einem dieser verschwenderische Baustil erst dann vor Augen geführt, wenn man einen Ausblick von den Rialto Towers riskiert. Vom höchsten Gebäude Melbournes hat man eine fantastische Aussicht und stellt fest, das die immer noch Bauland, sogar in der City haben, dennoch die Stadt bis fast an den Horizont reicht. Melbourne hat allerdings ein Problem. Sie ist nur die Nummer zwei, und war mal Nummer 1. Immer wieder muss sie den Vergleich mit Sydney erdulden, und leidet wohl unter einem kleinen Minderwertigkeitskomplex. Daher wird immer wieder besonders betont, dass man doch in vielen Bereichen die Nummer 1 sei: Finanzen, Sport, Kultur,... Ist auch alles richtig. Man bemüht sich hier schon die Stadt so angenehm wie möglich zu machen. Wo kann man als Student schon ein Museum vom Kaliber des Deutschen Museums in München umsonst besuchen? Welche andere  Innenstadt außerhalb der Schweiz ist so sauber? Die Skyline ist auch in ihrer Schönheit unheimlich beeindruckend. Dennoch kann ich mir nicht helfen: Sydney hat aus irgendeinem Grund einen stärkeren Eindruck hinterlassen. Aber bitte, das ist Geschmackssache und sollte keinesfalls Melbourne angelastet werden.

Sydney

Viele Australier mögen Sydney nicht. Warum? Zu groß, zu laut, zu voll... Stimmt alles - tagsüber. Man merkt wirklich wie voll die Stadt ist, wenn man durch diese Häuserschluchten zieht. Nachts ist dann aber komischerweise tote Hose. Keine City, that never sleeps...
Ist aber auch nicht so wichtig. Sobald man mal die Oper und die Harbour Bridge bei Nacht gesehen hat, möchte man sowieso viel lieber dort rumhängen als in irgendeiner Bar. Das hab ich dann auch etwas häufiger gemacht. Naja, diese Ecke ist so beeindruckend, dass ich eine Vielzahl an Fotos von dort gemacht habe. Ich sollte mal etwas aussortieren, aber ich kann mich vorerst nur von den unscharfen Fotos trennen. Um nicht zu sehr von dem Hafenbecken zu schwärmen (man muss wohl auch dort gewesen sein, um das nachzuvollziehen), berichte ich noch von etwas anderem.
Das Sydney Aquarium ist echt mal richtig stark gemacht. Zu allererst ist die Idee, das Seehunde- und das Haifischbecken mit Röhren für die Besucher zu durchziehen, Gold wert. So kann man seine Nase an einem Haifischbauch platt drücken, oder 10 cm neben einem vorbeischwebenden Riesenrochen stehen. Dann haben die aber auch noch ein Gefühl dafür, wie man die Welt des Great Barrier Reefs passend musikalisch untermalt. Nicht mal bei Disney's Fantasia hatte ich so schöne Bilder zu Camille Saint-Seans Fischmusik aus dem Karneval der Tiere. Man muss einfach sich für fünf Minuten hinsetzen, den Kopf leicht schief halten, einen glasigen Blick bekommen und dümmlich lächeln.
Leider ist Sydney auch völlig überlaufen mit Touristen. Das führt zu teilweise wahnsinnig hohen Eintrittspreisen. Vor allem die Aussicht von hohen Gebäuden ist echt teuer. Für eine Fahrt auf den Sydney Fernsehturm legt man schon mal 15 $ hin (Ja, das ist der Studentenpreis!) Ein Spaziergang auf die Spitze der Harbour Bridge kostet dagegen schon das zehnfache (an einem Wochentag und ja, das ist auch schon ermäßigt...) Wenn man allerdings eine gute Aussicht haben will, gibt es hier mal einen Insidertipp: Hotels haben manchem eine Toilette, aber immer eine Bar von der man aus ganz gute Ausblicke hat. Andererseits kann man sich immer mal an die vielen "Bureau space for lease" Schilder halten. Wenn man ein wenig Glück hat, erwischt man ein Stockwerk in dem gerade renoviert wird. Wir waren so glücklich und auch so frech von einer halben Baustelle aus Fotos über Sydney zu schießen. Die Handwerker haben uns wohl für komplett bescheuert gehalten, und da gebe ich ihnen sogar recht. Am bescheuertsten war dann aber wohl die Aktion im Übermut. Wir dachten, wir könnten einfach in diesem 65-stöckigen Gebäude ganz nach oben fahren, ein paar Fotos schießen und wieder runterfahren. Also, mit strammen Schritt und einem Blick, als wüsste man wohin es geht am Empfang vorbei und ab in den marmorverkleideten Aufzug. In Stock 63 bei Merryl Lynch mussten wir dann mit einem Vorzimmerdrachen ringen, bevor wir auf die peinliche Frage, wie wir denn auf die Idee kamen hier einfach hochzufahren, keine Antwort mehr wussten. Die zweite Vorzimmerdame in Stock 64 hatte dann ein Herz und ließ uns kurz gewähren. Ich glaube, noch nie war mir eine kurze Hose so peinlich...

 

Canberra

Kommen wir zum absoluten Gegenteil zu diesen Metropolen: Canberra ist wirklich langweilig! Man hatte  sich seinerzeit nach 1901 nicht auf eine wirkliche Hauptstadt einigen können, und nominierte interimshalber mal Melbourne. Allerdings war Sydney als größte Stadt natürlich beleidigt. Man einigte sich auf einen vorläufigen Kompromiss, dass die kleine Gemeinde Canberra ja fast genau in der Mitte zwischen diesen Städten liegt, man aber weiterhin diskutieren wollte... Einige Jahre später verkündete man dann, dass einem immer noch nichts schlaueres eingefallen war, als Canberra als Hauptstadt zu nehmen. Verschiedene Architektonische Vergewaltigungen wurden vorgenommen, um aus dieser Stadt eine Hauptstadt zu machen. So wurde die Stadt nicht im üblichen Blocksystem errichtet, sondern mit vielen kleinen Plätzen, von denen Straßen sternförmig zu vielen anderen kleinen Plätzen laufen... Quer durch die Stadt läuft ein künstlich angelegter See, in dessen Mitte eine 80 Meter hohe Fontäne steht. Man hat ein Riesentheater veranstaltet, nur um diese Stadt in irgendeiner Form interessant zu machen. Denn diese Stadt ist eigentlich nichts anderes als das Regierungsviertel in Berlin, mit dem kleinen Unterschied, das man es auf einer zehnmal so großen Fläche errichtet hat. Das ist architektonisch schwer beeindruckend, aber sobald das Licht ausgeht einfach nur noch schrecklich. Oder hat jemand schon mal den Satz  "Komm, lass uns was bei der armenischen Botschaft trinken gehen." gehört? Eben nicht. Wir haben zwar eine Bar gefunden, die uns um halb elf (!!!) die letzte Runde gewährt hat, aber genau da war auch ein Typ, der uns in seinem Suff anbrüllte: "Canberra ist die langweiligste Stadt überhaupt. Die haben hier keine Ahnung, wie es in Sydney, Melbourne, Adelaide, Hobart... so abgeht. Und ich bin gezwungen hier zu leben!!!" Das sagt dann doch wohl alles...

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